Mit dem Berufsabitur zum doppelten Abschluss
Handwerk oder Abi? Diese Frage musst du dir jetzt nicht mehr stellen, denn in einigen Bundesländern wird ab Herbst erstmals ein kombinierter Abschluss angeboten: das Berufsabitur. Hältst du die vier Jahre der Lehr- und Ausbildungszeit durch, hast du danach zwei vollwertige Abschlüsse.
Im Handwerk werden dringend Fachkräfte gesucht. Weil aber viele junge Leute lieber zunächst das Abitur machen wollen, bevor sie sich eventuell für einen Handwerksberuf entscheiden, gibt es ein neues Angebot: In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen startet das Pilotprojekt Berufsabitur. Das Problem: Weil Bildung Ländersache ist, gibt es in den teilnehmenden Bundesländern bisher keine einheitliche Regelung dafür.
Doch immerhin stimmen die Rahmenbedingungen in den sechs Bundesländern überein:
- Wer das Berufsabitur machen möchte, braucht einen mittleren Schulabschluss.
- Du hast vier Jahre Zeit, um sowohl deinen Gesellenbrief zu machen als auch das Abitur.
- Sowohl die Ausbildung als auch die Hochschulreife sind vollwertig.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern liegen jedoch in der Umsetzung. Hier gibt es unterschiedliche Modelle:
- Nordrhein-Westfalen setzt auf eine geschlossene und fachgebundene Berufsschulklasse. Die Schüler werden über die gesamten vier Jahre gemeinsam zur Schule gehen und die Ausbildung in ihren jeweiligen Betrieben machen. Möglich sein soll das für das Elektrohandwerk, weil dort ein besonders hoher Bedarf an Fachkräften besteht. Die Betriebsarbeitszeit wurde für dieses Modell reduziert.
- Bayern und Baden-Württemberg gehen einen anderen Weg: Hier machen die Schüler in den ersten drei Jahren eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb. Parallel gibt es zusätzliche Schulstunden. Nach drei Jahren machen sie die Gesellenprüfung und haben die Fachhochschulreife. Jetzt können sie an der Berufsoberschule noch ihr Abitur machen. Bayern und Baden-Württemberg entwickeln so bereits bestehende Angebote weiter, auch Niedersachsen und Hamburg wollen dieses Modell umsetzen.
- Sachsen passt ein ehemaliges Pilotprojekt an: In Elektro- und Metallberufen soll es eine Berufsausbildung mit der gymnasialen Oberstufe an einem beruflichen Gymnasium geben.
Das Pilotprojekt hat gute Aussichten – schließlich gibt es in der Schweiz und in Österreich bereits duale Ausbildungen und auch in der DDR hat es ein ähnliches Modell gegeben.