Licht im großen Label-Wald

eingestellt von Johannes Büchs am 19. September 2017

Eine ursprünglich gute Idee wird in ihr Gegenteil verkehrt: Labels. Oft sind es grafisch und stilistisch gestaltete Symbole, die dem Kunden eine Zusatzinformation über die Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung geben sollen. Doch das Ziel, den Verbraucher schnell und zuverlässig zu informieren, wird durch die riesige Anzahl an Gütesiegeln verfehlt. Allein aus Deutschland kommen mehr als 1000 verschiedene Labels oder Gütesiegel. Durch diese Masse haben selbst Veteranen wie der Blaue Engel – Deutschlands populärstes Qualitätszeichen – mit ihrer Akzeptanz zu kämpfen. Ein Drittel der jungen Bevölkerung weiß damit nichts anzufangen.

Das Problem bei vielen Gütesiegeln und Labels ist, dass man nicht erkennen kann, für was sie überhaupt stehen. Oft versprechen sie etwas, das im Prinzip nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig ist. So kann zum Beispiel ein Gütesiegel, das Produkte aus der Region kennzeichnet, durchaus Rohstoffe verwenden, die nicht aus der Region kommen. Der Begriff „Region“ ist nämlich gesetzlich nicht geschützt. Es könnte also eine Stadt, ein Landkreis oder mehrere Bundesländer gemeint sein. Zusätzlich reicht es für ein „Regional“-Label aus, wenn ein bestimmter Prozentanteil aus der Region kommt oder die Herstellung nach regionaler Art erfolgt. So kann ein Orangensaft, dessen Orangen aus Brasilien stammen, ein regionales Label erhalten, weil die brasilianischen Orangen in der Region ausgepresst wurden.

Die von mehreren Bundesministerien geförderte Verbraucher Initiative e.V. bringt hier etwas Licht ins Dunkel. Mit der Seite label-online.de – auch als App für iOS oder Android verfügbar – werden Labels und Gütesiegel bewertet. Dabei liegt eine einheitliche Matrix zugrunde. Es werden folgende Kriterien berücksichtigt:

  • Geht der Anspruch des Labels über gesetzliche Vorgaben hinaus?
  • Ist das Label unabhängig tätig?
  • Kontrolliert das Label, ob die Vorgaben eingehalten werden?
  • Wie transparent ist das Label den Kunden gegenüber?
  • Ist das Bildzeichen so gestaltet, dass es zu keiner Verwechslung kommen kann?

Jedes Einzelkriterium wird mit 1 oder 0 Punkten bewertet. Label, die ökologische und soziale Aspekte in ihren Zertifizierungsprozess miteinbeziehen, werden mit einem „n“ für Nachhaltigkeit gekennzeichnet. Allerdings ist dies eine zusätzliche Information, die nicht in den Bewertungsprozess miteinfließt.

Um Informationen über ein Label bereits am Einkaufsort zu erhalten, gibt es die Label-App. Geben Sie einfach den Namen des gesuchten Labels ein. Es öffnet sich entweder eine Einzeldarstellung oder eine Auswahlliste. In dieser können Sie dann die Bewertung des Labels sehen. Labels mit zwölf Punkten sind nach Angaben der Initiative besonders empfehlenswert, mit elf oder zehn Punkten empfehlenswert, mit neun bis sechs Punkten eingeschränkt empfehlenswert und alles darunter ist nicht mehr empfehlenswert.

Da es ständig neue Labels und Gütesiegel gibt, ist eine vollständige Erfassung fast nicht möglich, allerdings arbeitet die Verbraucher Initiative e.V. ständig daran, die Anzahl der bewerteten Label auf label-online.de zu erweitern.