Wie Sie Ihre Lieferkette perfektionieren

Der Weg zum Kunden – lang und steinig? Produkte, die ohne Um- oder Irrwege zur Kundschaft gelangen, dabei moralisch sauber und nachhaltig hergestellt werden, eröffnen Unternehmen Wettbewerbsvorteile. Zudem kommt in knapp zwei Jahren schrittweise das neue Lieferkettengesetz. Höchste Zeit, die Supply Chain zu analysieren und sie perfekt aufzustellen.

Während des ersten Lockdowns der Coronapandemie tauchte der Begriff verstärkt auf: Lieferkette. Diese Versorgungsketten waren durch Grenzschließungen, Reiseeinschränkungen und sonstige Restriktionen teilweise unterbrochen oder gerieten in Gefahr, störanfälliger zu werden. Die Kunden reagierten entsprechend: Hysterische Hamsterkäufe von Toilettenpapier, Nudeln, Desinfektionsmitteln und Fertigkonserven waren die Folge.

Doch was ist die Lieferkette genau? Die Lieferkette ist quasi das gesamte Versorgungsnetzwerk gegenüber einem Kunden, beispielsweise dem Endverbraucher, der WC-Papier kaufen möchte, aber vor leeren Regalen steht. Beim Supply Chain Management (SCM) stehen Produkte und Waren, Dienstleistungen, Informationen oder Finanzen im Fokus. Dass diese Bereiche – auch in herausfordernden Zeiten – optimal aufgestellt sind und quasi alles im Fluss ist, haben sich SCM-Manager als oberstes Ziel gesetzt.

Im Betrieb sind vier Bereiche vom Supply Chain Management betroffen:

  • Beschaffung der Rohstoffe und Waren
  • Produktion
  • Vertrieb und Absatzplanung
  • Distribution, Versand und Logistik

Lieferketten müssen widerstandsfähiger werden

Die Pandemie führt uns immer wieder vor Augen: Lieferketten, vor allem wenn sie global vernetzt sind, sind verletzlich. Nach einer aktuellen Capgemini-Studie ist die Verbesserung der Widerstandskraft der Lieferkette für 62 Prozent der Befragten zur Priorität geworden. Fast 70 Prozent gaben an, ihre Geschäftsmodelle während der Krise angepasst zu haben.

Eine starke Versorgungskette ist jedoch nur ein Aspekt, mit dem Sie Ihre Kunden glücklich machen können – und eigentlich nur das Fundament für weitere Verbesserungen. In den letzten Jahren fordern Kunden moralisch einwandfreie und nachhaltige Lieferketten ein – Unternehmen tun also gut daran, sich diese Faktoren näher anzusehen, denn sie können sich zum großen Wettbewerbsvorsprung entwickeln.

Mögliche Ansatzpunkte zur Optimierung

Wo kann man bei der Optimierung der Supply Chain ansetzen? Was man nicht kennt, kann man nicht verbessern. Deshalb ist die ganzheitliche Transparenz der Lieferkette das A und O. Bewerten Sie dabei das Risiko: Welche Zulieferer geraten in Gefahr, Ausfälle zu generieren oder nicht zuverlässig liefern zu können? Schätzen Sie das Risiko in regelmäßigen Abständen neu ein.

Investieren Sie deshalb in eine gute SCM-Software, sofern Sie nicht schon eine haben. Daten müssen für alle transparent und jederzeit einsehbar sein, sonst sind sie wenig wert. Sie sehen so ganz genau, welche Bereiche effizient arbeiten und wo es Verbesserungsbedarf gibt.

Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb: Was bei der Geldanlage gilt, stimmt genauso für die Lieferkette. Der sogenannte Multi-Sourcing-Ansatz verhindert, dass Sie gegenüber einem Zulieferer in Abhängigkeit geraten. Prüfen Sie zum Beispiel, ob Sie bestimmte Teile oder Erzeugnisse von lokalen oder regionalen Zulieferern erhalten können.

Verbesserungen lassen sich auch mit smarten Technologien schaffen. Cloud Computing, Big Data Analytics, Roboter und Automatisierung, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und 3D-Druck lauten hier einige Begriffe, an denen kein Unternehmen vorbei kommt, wenn es seine Lieferketten digitalisieren möchte.

Neues Lieferkettengesetz in Planung

Unternehmen sind bei der Auswahl ihrer Zulieferer und Rohstoffe nicht völlig frei. Ein neues Lieferkettengesetz mit dem Namen „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten“ soll dem noch einmal Nachdruck verleihen: Es sieht vor, dass die von den Unternehmen vor allem im Ausland beschafften Vorleistungsgüter oder Fertigerzeugnisse in allen Phasen der Lieferkette auf mögliche umweltschädigende oder gegen die Arbeitsbedingungen verstoßende Produktionsverfahren zurückverfolgt werden können.

Unternehmen sollen verpflichtet werden, negative Effekte auf die Menschenrechte, die Umwelt und die Unternehmensführung bei der Erzeugung ihrer Güter und in ihren Geschäftsbeziehungen zu unterlassen. Das neue Gesetz soll noch vor der Bundestagswahl im September 2021 verabschiedet werden. Es soll ab dem Jahr 2023 für Firmen mit über 3000 Mitarbeitern in Deutschland angewendet werden – und betrifft damit etwa 600 Konzerne. Ein Jahr später sollen auch Unternehmen mit über 1000 Beschäftigten unter das Gesetz fallen – weitere rund 2900 Firmen. Und diese Firmen werden wiederum ihre Lieferanten auf das Gesetz einschwören. Umso besser, wenn Unternehmen nun ihre Lieferketten genau unter die Lupe nehmen.