Miese Maschen: „Hier spricht die Polizei!“

Ob falsche Enkel, Fake-Polizisten oder vermeintliche Sparkassenmitarbeiter, ob per Telefon oder an der Tür: Trickbetrüger bringen besonders ältere Menschen immer wieder um ihr Erspartes. Wer die Maschen kennt, ist gewarnt und kann sich wirksam schützen.

Die Fälle von Betrug durch falsche Polizisten oder mit dem sogenannten Enkeltrick haben im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht. Eine Umfrage von report München und rbb24 Recherche unter den 16 Landeskriminalämtern hat ergeben, dass die Banden mit der Betrugsmasche „falscher Polizeibeamter“ zwischen 2018 und 2020 bundesweit Geld, Schmuck und Gold im Wert von mindestens 120 Millionen Euro erbeutet haben. Von den in dem Zeitraum registrierten mehr als 154.000 Fällen waren 10.500 erfolgreich.

Ein gängiges Beispiel: Ein vermeintlicher Kriminalbeamter ruft an, um vor angeblichen Einbrüchen in der Umgebung zu warnen. Er behauptet, dass das Hab und Gut des Angerufenen zu Hause oder auf der Bank nicht mehr sicher sei oder auf Spuren untersucht werden müsse. Dazu wird ein „Kollege“ angekündigt, um Geld und Wertgegenstände „in Sicherheit“ zu bringen. Alternativ soll das Geld an öffentlichen Orten zur Abholung deponiert werden. Einige Opfer werden dazu aufgefordert, Konten und Depots aufzulösen. Damit es nicht zu Gesprächen mit Bankangestellten kommt, wird teilweise behauptet, dass die Mitarbeiter des Geldinstituts korrupt seien oder mit Kriminellen unter einer Decke stecken. Oder die Betrüger studieren mit dem Opfer erfundene Geschichten ein, dass mit der abgehobenen Summe zum Beispiel ein Auto für den Enkel bezahlt werden soll.

Die Betrüger passen ihr Vorgehen regelmäßig den Präventionskampagnen und gesellschaftlichen Veränderungen an. Bekannt sind auch Fälle, in denen ein vermeintlicher Anwalt Geld für die Auslösung des Unfallwagens eines Verwandten fordert oder in denen falsche Sparkassenmitarbeiter um Debitkarte und PIN bitten, um zu klären, ob unrechtmäßig Geld abgehoben wurde.

Maschen sind immer ähnlich

Ob per Telefon, an der Wohnungs- oder Haustür – oder inzwischen auch per Post, E-Mail oder Messengerdienst: Die Maschen ähneln sich, und das Ziel ist immer das gleiche – die Vermögensverhältnisse der Opfer sollen ausgespäht und Geld sowie Wertgegenstände mithilfe allerlei Tricks, Lügen und Täuschungen ergaunert werden. Die Betrüger geben sich als Handwerker, Verwandte, Polizisten, Anwälte oder als Mitarbeiter von Behörden, Kreditinstituten oder Energieversorgern aus. Die Täter überraschen mit außerordentlichem Ideenreichtum: Sie warnen vor Gefahren, täuschen eine Notlage oder einen finanziellen Engpass vor, drohen sogar mit Inhaftierung, appellieren an die Hilfsbereitschaft oder locken mit der Aussicht auf große Gewinne oder ein scheinbar gutes Geschäft. Häufig versuchen sie, bei ihren Opfern Angst zu schüren, um sie zum Aushändigen von Wertgegenständen zu bringen. Ist die Masche erfolgreich, übergibt das Opfer das Gewünschte aus eigenen Stücken.

Organisierte Banden im Ausland

Im Fokus stehen in der Regel ältere Menschen. Die Banden – vielfach aus Süd- und Osteuropa – suchen im Telefonbuch nach Vornamen, die auf ältere Menschen hindeuten. Besonders perfide: Die oft in der Türkei sitzenden Anrufer bedienen sich mithilfe eines technischen Tricks, des sogenannten Call ID Spoofings, deutscher Behördennummern wie der 110, die im Display des Telefons erscheinen.

Auch wenn der Betrug immer wieder vereitelt werden kann, ist der Schaden bei vielen Opfern bestürzend hoch. Aus Scham zeigen Betroffene die Taten häufig nicht an. Doch das sollte man tun und im Zweifel schon bei einem Verdacht die Polizei informieren, sonst spielt man den Betrügern in die Karten. Für diese bleibt der Trickbetrug zum Nachteil von Senioren schon durch den demografischen Wandel ein lukratives Betätigungsfeld.

So reagieren Sie richtig

Bei folgenden Warnsignalen sollten Sie misstrauisch werden und entsprechende Verhaltensregeln beachten:

Am Telefon:

  • Anrufer meldet sich mit: „Rat mal, wer hier ist. Ich bin’s!“
    Lassen Sie sich auf kein Ratespiel ein, wenn der Anrufer seinen Namen nicht nennt. Vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich die Person ist, die er vorgibt zu sein, etwa indem Sie Dinge erfragen, die nur der echte Verwandte wissen kann. Oder rufen Sie die Person oder Behörde an, um sich den Sachverhalt bestätigen zu lassen. Suchen Sie die Nummer selbst heraus.
  • Der Anrufer erfragt Persönliches.
    Geben Sie niemals familiäre oder finanzielle Verhältnisse oder persönliche Daten preis.
  • Der Anrufer übt Druck aus, stellt Forderungen oder will Geld.
    Bewahren Sie Ruhe, legen Sie im Zweifel auf, sprechen Sie mit einer Vertrauensperson und informieren Sie die Polizei.
  • Das Display des Telefons zeigt 110 an.
    Gehen Sie am besten nicht ans Telefon. Die Polizei ruft nie unter dieser Nummer an.

An der Tür:

  • Vermeintliche Beschäftigte von Behörden, Geldinstituten oder Handwerksbetrieben erscheinen ohne Ankündigung.
    Fordern Sie von Amtspersonen den Dienstausweis und prüfen Sie ihn genau. Halten Sie im Zweifel Rücksprache mit der Behörde, Bank, Ihrem Vermieter oder Ihrer Hausverwaltung. Suchen Sie die Nummer selbst heraus und lassen Sie den Besucher während des Anrufs vor verschlossener Tür warten. Lassen Sie grundsätzlich keine Unbekannten in Ihre eigenen vier Wände.
  • Ein falscher Polizist oder Mitarbeiter eines Geldinstituts fordert Sie dazu auf, Wertgegenstände, Geld oder Debit-/Kreditkarte zu zeigen oder auszuhändigen und die PIN zu nennen.
    Übergeben Sie nie Geld oder Wertsachen an Unbekannte. Offizielle schicken keine „Geldwechsler“ oder „Falschgeldprüfer“. Niemand fragt legal nach der PIN von Debit- oder Kreditkarte.
  • Jemand gibt vor, Sie zu kennen.
    Bleiben Sie misstrauisch. Betrüger wirken häufig sehr seriös und hilfsbereit. Lässt sich eine Person von Ihnen überhaupt nicht abwimmeln, benachrichtigen Sie die Polizei.

Weitere Infos und Tipps gibt es unter www.polizei-beratung.de.